Die Firmengeschichte beginnt 1960 mit dem Traum von Gründer Miguel Llombart: das Vertreiben von Orangen und Clementinen aus seiner Heimat Spanien, der Stadt Nules (Castellón), in Deutschland. Noch heute stellen Zitrusfrüchte eine der Kernkompetenzen des Familienunternehmens dar. Mit der Gründung von Llombart Spanien im Jahre 1981 erweitert sich das Portfolio um Steinobst, Gemüse und Salate. 1998 gründet die Familie, als Spezialist für Zitrusfrüchte, die Firma Orange X-Press. Juan Llombart zeichnet seit 1999 als Geschäftsführer den weiteren Erfolgsweg des Imports und Exports von Obst, Gemüse und Salaten.
FH: Verraten Sie uns Ihr Erfolgsgeheimnis: Was zeichnet Llombart GmbH aus?
J: Ich nehme an dieser Stelle gerne Bezug zu einer weiteren Affinität. Wir leben unser Geschäft wie die Liebe zum Kochen: Man nehme Erfahrung als Basis, gewonnen aus jahrzehntelanger Tradition, füge großzügig Gespür für Trends und Innovationen hinzu und garniere alles mit Leidenschaft – so wachsen wir jeden Tag ein Stück über uns hinaus. Ich bin meiner Familie, und dazu zähle ich auch unsere Mitarbeiter, für das tägliche Streben nach Qualität und Zuverlässigkeit sehr dankbar. Es erfüllt mich mit Stolz. Ohne sie wäre unsere Geschichte nicht möglich.
FH: Wenn Sie das Thema Trends aufgreifen, mit welchen maßgeblichen Entwicklungen im Konsumentenverhalten sehen Sie sich in der Branche derzeit und für die nahe Zukunft konfrontiert?
J: Wir erleben ein neues Bewusstsein der Konsumenten gegenüber Lebensmitteln. Dazu gehören Werte wie Nachhaltigkeit und Regionalität, aber auch das Thema Gesundheit, bewusster Genuss und damit ein ganzheitlich gestiegenes Interesse an Produktwelten und deren Benefits. Damit einher geht die gestiegene Bereitschaft mehr Geld für gute Qualität auszugeben. Wir stehen nun vor der Herausforderung dem Konsumenten, zusätzlich zu seiner Präferenz regionaler Produkte, ganzjährig Obst und Gemüse aus aller Welt schmackhaft zu machen. Dafür ist eine nachhaltige Supply-Chain genauso unabdingbar wie das Thema Forschung, Innovation und Kommunikation, um beide sich im ersten Moment widersprechenden Interessen zusammenbringen zu können.
FH: Was sind Ihrer Meinung nach wesentliche Maßnahmen um das Thema Nachhaltigkeit zu forcieren?
Wir brauchen ein Umdenken. Der Konsument fordert aktiv Transparenz und Hintergrundinformationen ein. Das ist unsere Chance, die Verbraucher an den relevanten Touchpoints sinnvoll abzuholen und Aufklärungsarbeit zu leisten. Ein Beispiel bietet das Thema Verpackung. Ein großer Teil der Verbraucher fordert den Verkauf von Obst und Gemüse ohne Verpackung. Das führt jedoch dazu, dass sich das Shelf Life signifikant verkürzt und dies wiederum zu erhöhtem Food Waste. Am Beispiel der unfolierten Gurke wird dieser Interessenkonflikt besonders deutlich. Die Forcierung von Coating-Verfahren auf Naturbasis kann eine wesentliche Maßnahme darstellen. Des Weiteren achten wir in der Produktion sehr auf den Ausbau von Ausgleichsflächen der Bewirtschaftung. Wir legen auf unseren Partner-Fincas Wert auf Platz für Fauna und ergänzende Flora. Dies impliziert ein ständiges Hinterfragen der eigenen Wertschöpfungskette und den eigenen Anspruch verantwortungsbewusst mit den vorhandenen Ressourcen umzugehen. Zugleich werden die Relevanz und das Potenzial von Innovationen in der Branche deutlich.
FH: Welche Anforderungen, aber auch Chancen, lassen sich aus den angesprochenen Entwicklungen für die Obst- und Gemüse Branche ableiten?
J: Unsere Branche geht schon jetzt als Sieger aus den Marktentwicklungen hervor. Der Anteil derer die sich für alternative Ernährungsformen, wie Vegetarismus oder Veganismus, interessieren oder entscheiden wächst stetig. Wir wollen Obst und Gemüse in den Augen der Gesellschaft eine neue Rolle zukommen lassen. Themen wie Anti-Aging, Antioxidantien oder antiinflammatorische Komponenten haben wir als Treiber identifiziert. Wir wollen das angesprochene Bewusstsein der Konsumenten für Gesundheit aufgreifen und Antworten liefern. Dazu gilt es die entsprechenden Früchte zu fördern. Wir wollen Wow-Effekte schaffen und dabei auch die Zitrusfrucht, als derzeit noch verkannte Superfrucht, auf dem Markt neu positionieren.
FH: Wie wollen Sie dieser verkannten Superfrucht zu mehr Anerkennung verhelfen?
J: Hier ist Aufklärungsarbeit notwendig. Im Mittelmeerraum wird sie längst als eine wertvolle Bereicherung der Mittelmeerdiät wahrgenommen und von führenden Ökotrophologen anerkannt. Auf dem deutschen Markt sind den Konsumenten die gesundheitlichen Benefits noch nicht in dem Ausmaß bewusst. Mit neuen, innovativen Sorten hinsichtlich Geschmack und optischen Highlights, wie rotem oder pinkem Fruchtfleisch, überraschen wir und stechen aus der Masse heraus. Ein frischer Orangensaft ist nicht zu toppen, sofern es die Qualität der Frucht und das Produktionsverfahren hergibt.
FH: Welche Rolle spielt in diesem Gesamtkonzept Ihre in 1998 gegründete Firma Orange X-Press?
J: Das Produktionsverfahren ist der Schlüssel. Die Orange X-Press presst die Saftorangen auf schonende Art und Weise und gewinnt zugleich maximal Fruchtsaft. Herkömmliche Verfahren quetschen die Orangen, wodurch Bitterstoffe der Schale freigesetzt werden. Unsere Orange X-Press geht Hand in Hand mit unserem 365-Tage-Orangenkonzept. Passende Flaschen und weiteres Zubehör runden das Portfolio ab. Kurze Reaktionszeiten und die Langlebigkeit der Maschine zeichnen uns aus.
FH: Welche Vision haben Sie für das Geschäft mit Obst, Gemüse und Salaten?
J: Wir sind der Überzeugung, dass die Wertschöpfungskette von der Erde bis ins Regal einer stärkeren Einbindung der Erzeuger bedarf. Wir verstehen die wechselseitigen Beziehungen im Dreieck zwischen Lebensmitteleinzelhandel, Spezialist und Erzeuger als ein partnerschaftliches Konstrukt. Darum stellen wir unseren Kunden unser gesamtes Know-How sowie Serviceleistung unter starker Einbindung der Erzeuger zur Verfügung. Es ist unser Anliegen, den Erzeugern Perspektiven für Verbesserung und Innovation zu schaffen, damit sie investieren können, um auf schlechte Jahre und Klimakatastrophen vorbereitet zu sein. Es ist uns wichtig, dass das Vertrauensverhältnis in den Ursprung weiter Bestand hat. Letztendlich lässt sich nur so die Warensicherung für alle Partner des Handels langfristig gewährleisten.
Fruchthandel Magazin Jubiläum 5000 Ausgabe (06.03.2021). 60 Jahre Tradition, Innovation und Leidenschaft, 09/2021, S. 37 (3)